Die Welt der Schwingungen
Horoskopvertonung
"Die Sterne lauter ganze Noten,
der Himmel die Partitur,
der Mensch das Instrument."
Christian Morgenstern
Sonifikation einer Planetenstellung

Planetenschau
Alle Planeten ziehen ihre Bahnen fast in einer Ebene – der Ekliptik – um die Sonne, vor der Kulisse der zwölf Tierkreiszeichen. Der Tierkreis umfasst 360° und wird in zwölf Abschnitte zu je 30° unterteilt – benannt nach den Sternbildern des Tierkreises. *)
Ein Horoskop (von griech. hora = Stunde, skopein = beobachten) zeigt die Planetenpositionen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Zwischen den Planeten entstehen Winkel, die oft den Proportionen geometrischer Figuren entsprechen.
Johannes Kepler beschrieb diese Zusammenhänge in seiner „Weltharmonik“ und verglich sie mit musikalischen Intervallen:

„Was die Musik anbelangt, so genügt es, dass eine gerade gespannte Saite so geteilt werden kann, wie sie kreisförmig gebogen durch die Seite einer einschreibbaren (geometrischen) Figur geteilt wird.“
Kreisteilungen wie Dreieck (120°) oder Quadrat (90°) stehen in einfachen Zahlenverhältnissen (1/3, 1/4 etc). Genau diese Verhältnisse bilden auch die Grundlage musikalischer Intervalle.
Tonleitersysteme
Aus der Analogie zwischen geometrischen Figuren und musikalischen Intervallen ergibt sich die Möglichkeit, Planetenkonstellationen in Tonleitern zu übertragen. Die Winkelverhältnisse der Planeten werden dabei im Rahmen diatonischer, chromatischer oder anderer Tonleitern untersucht (siehe nächste Seite).
Der Orbis

Da sich die Himmelskörper kontinuierlich bewegen, existieren exakte Proportionen nur für sehr kurze Zeiträume. Analog zur Musik, wo geringfügige Abweichungen einer Stimmung noch als harmonisch empfunden werden, kann auch hier eine Toleranzgrenze (Orbis) definiert werden: eine kleine Abweichung vom exakten Winkel wird akzeptiert, solange das resultierende Intervall akustisch stabil wahrgenommen wird.
Für die klangliche Umsetzung darf diese Abweichung jedoch nur sehr gering sein. Ein Winkel von 187° beispielsweise kann nicht mehr als Opposition (180° = Oktave) gewertet werden, da die resultierende Tonhöhe bereits deutlich mehr als einen Viertelton vom Ton der Oktave entfernt liegt.
Apekte und Intervalle
Winkel und Gegenwinkel
Bei der Analyse von Winkelbeziehungen ist zu beachten: Jeder Winkel im Kreis hat einen Gegenwinkel. Beide ergänzen sich stets zu 360°.
Beispiel: Der Gegenwinkel zu 90° (¼) ist 270° (¾).Übertragen auf eine Instrumentensaite bedeutet das:
• Schwingt drei Viertel der Saitenlänge, bildet der Ton zum Grundton der ganzen Saite das Intervall der Quarte.
• Schwingt ein Viertel der Saite, entsteht das Intervall der Doppeloktave (½ = Oktave, ¼ = Doppeloktave).
Die Bezeichnungen der Intervalle stammen aus den sieben Stufen der Oktave. Die Quarte ist der vierte Ton der Tonleiter und entsteht durch drei Viertel der schwingenden Saite. Ein Viertel der Saite – astrologisch als Quadrat-Aspekt gedeutet – führt hingegen zur Doppeloktave.

¾ = 270º = Quarte
¼ = 90º = Bi-Oktave
Gegenwinkel, die zu einen gleichnamigen Ton führen:
1/2 + 1/2 = 180º + 180º = Oktave = C + C
2/3 + 1/3 = 240º + 120º = Quinte = G + G
4/5 + 1/5 = 288º + 72º = Große Terz = E +E
8/9 + 1/9 = 320º + 40º = Ganzton = D + D
Gegenwinkel, die zu einen anderen Ton führen:
3/4 + 1/4 = 270º + 90º = Quarte + Bi-Oktave = F + C
3/5 + 2/5 = 216º + 144º = Gr. Sexte + Gr. Terz = A + E
5/6 + 1/6 = 300º + 60º = Kleine Terz + Quinte = Dis + G
5/8 + 3/8 = 225º + 135º = Kleine Sexte + Quarte = Gis + Fis
5/9 + 4/9 = 200º + 160º = Kl. Septime + Ganzton = H + D
und andere.
Gegenwinkel, die zu keinem Ton führen:
Im klassischen Intervallsystem finden nur die Teiltöne 2, 3, 5 und deren Produkte Verwendung, während die Teilzahlen 7, 11, 13, usw. außer Acht gelassen werden. 1/8 ist die Tri-Oktave, der Gegenwinkel von 7/8 bildet kein angewandtes Intervall; ebenso ist es bei 2/9 (Ganzton) + 7/9 oder 3/10 (Große Sexte) + 7/10 usw. In anderen Tonsystemen werden aber auch andere Teilungsverhältnisse verwendet, wie z.B.
im traditionellen chinesischen System die Siebenerteilung für die natürliche Septime.
Relevante Positionen im Tierkreis
Neben Sonne, Mond und Planeten werden außerdem berücksichtigt:
Das Himmelskreuz
AC (Aszendent) – der Punkt, an dem die Ekliptik am östlichen Horizont aufsteigt (ascendere = aufsteigen).
MC (Medium Coeli) – die höchste Stellung der Ekliptik im Süden, wo die Sonne mittags steht (medium = Mitte, coelum = Himmel).
DC (Deszendent) – der Untergangspunkt im Westen, gegenüber dem Aszendenten (descendere = absteigen).
IC (Imum Coeli) – die tiefste Stellung im Norden unterhalb des Horizonts (imum = das Tiefste).
Während die Sonne geozentrisch gesehen einmal im Jahr den gesamten Tierkreis durchläuft, dreht sich das Himmelskreuz durch die Erdrotation einmal pro Tag.

AC Aszendent Osten
MC Medium Coeli Süden
DC Deszendent Westen
IC Imum Coeli Norden
Mondknoten
Die Mondbahn ist gegenüber der Erdbahn um etwa 5° geneigt. Die beiden Schnittpunkte von Mondbahn und Ekliptik heißen aufsteigender und absteigender Mondknoten.
Befinden sich Sonne und Mond gleichzeitig an einem dieser Schnittpunkte, liegen Erde, Mond und Sonne exakt auf einer Linie:
• Bei einer Sonnenfinsternis verdeckt der Neumond die Sonne
• Eine Mondfinsternis findet statt, wenn zu Vollmond der Schatten der Erde auf den Mond fällt.

Symbolische Darstellung:
Neigung der Mondbahnebene zur Sonnenbahnebene mit den Zeichen für die Mondknoten.
Horoskoptonleitern / Ragas
Eine Raga ist die Tonleiter, die sich aus den harmonikalen Winkel eines Planeten (oder Mondes etc.) zu den anderen Punkten im Tierkreis ableitet. Das Wort stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Farbe“ oder „Modus“: „Das, was den Geist färbt, ist eine Raga.“
Zur Bildung einer Horoskop-Tonleiter kann man als Ausgangspunkt einen Planeten oder Punkt wählen, z. B. den mit den meisten harmonikalen Winkelbeziehungen, also mit der umfangreichsten Skala.
Die beiden Skalen, die sich aus Winkeln und ihren Gegenwinkeln ergeben, können getrennt notiert oder zu einer gemeinsamen Tonleiter zusammengeführt werden.
Ragas mit großen und kleinen Winkeln können sich über mehrere Oktaven erstrecken.
Für eine praktische musikalische Umsetzung lassen sich die Töne in einer einzigen Oktave bündeln und als Grundlage für die Horoskopmusik verwenden
Grundtöne und Tempi
Der Grundton einer Tonleiter und das musikalische Tempo ergeben sich aus der Periode des gewählten Ausgangspunktes, von dem aus die Winkel (Tonschritte) zu den übrigen Punkten berechnet werden.
Heliozentrische Horoskopvertonung
Wird der Grundton bzw. das Grundtempo aus den siderischen Planetentönen abgeleitet (siehe Seite 19), eignet sich dieses Verfahren nur für ein heliozentrisches Horoskop, also die Betrachtung der Planetenstände aus Sicht der Sonne.
Geozentrische Horoskopvertonung
In einem geozentrischen Horoskop mit der Erde als ‘Aussichtspunkt‘, sind die siderischen Planetentöne kaum sinnvoll. Stattdessen bieten sich folgende Ausgangspunkte mit ihren spezifischen Grundtönen und -tempi an:
Grundton Tempo
AC, MC, DC oder IC 194,18 Hz 91,0 bpm*
Sonne (Jahreston) 136,10 Hz 63,8 bpm
Synodischer Mond 210,42 Hz 98,7 bpm
* beats per Minute (kann auch doppelt oder halb so schnell sein)
Zur Bildung der Tonleitern werden von diesen Ausgangspunkten die Winkelbeziehungen zu allen anderen Punkten – einschließlich der Planeten – berücksichtigt.
Ergänzender Hinweis:
Eine Anleitung zur Berechnung einer Horoskop-Tonleiter gibt es auf der Seite > Horoskopmusik.
Dort findest Du auch das Angebot, Dir eine Geburtshoroskop-Tonleiter vom Planetware-Datenservice berechnen zu lassen. Mit den Tönen Deiner eigenen Tonleiter kannst Du musizieren — oder Du lässt Dir Deine höchstpersönliche Musik von dem renommierten Musiker Steve Schroyder (ex Tangerine Dream, Ashra Templem Star Sounds Orchestra, ...) komponieren und aufnehmen.
Von Fritz Dobretzberger lizensiert unter CC BY-NC-SA 4.0
Nichtkommerzielle Weitergabe unter gleichen Bedingungen